Europäischer Automobilsektor: Trendwende ist ins Stocken geraten

Die französischen Automobilhersteller Peugeot und Renault werden Ende dieser Woche ihre Ergebnisse für das Gesamtjahr 2012 vorlegen. Auch wenn Peugeot SA die Abschreibung, die das Unternehmen am Freitag in Form eines Aufschlags für unbare Zahlungen in Höhe von 4,7 Mrd. Euro angekündigt hat, überstehen sollte, sind die Aussichten für diese Firma nach wie vor ebenso düster wie für andere auf die europäischen Absatzmärkte fokussierte Automobilhersteller. So wurde das aktuelle Marktumfeld in Europa von S&P kürzlich als „schrecklich“ bezeichnet. Überschüssige Kapazitäten sowie die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit haben dazu geführt, dass die Auslastungsraten einer Reihe von Produktionsstätten zuletzt unter die Breakeven-Profitabilität gesunken sind. Es wird also weiterhin Geld verbrannt. Deshalb überrascht es auch nicht, dass der Kurs dieser Aktie nicht gerade erfreulich tendiert.


Eine „Generalüberholung“ von Unternehmen wie Peugeot, Fiat und Renault ist immer noch dringend notwendig. So geht man davon aus, dass die Zahl der Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen in Europa im fünften Jahr hintereinander sinken wird (siehe nachfolgende Grafik). Die Zulassungszahlen in Italien und Spanien haben sich ausgehend von ihrem Vorkrisenniveau nahezu halbiert. Darüber hinaus sind die Gewinnmargen bei Kleinwagen niedrig. Außerdem verlieren Peugeot, Fiat und Renault Marktanteile an mit Investment Grade-Bonität eingestufte Autobauer wie BMW, VW und Daimler.


Angesichts der enormen Schuldenlast, unter der Peugeot, Fiat und Renault momentan stöhnen, befinden sich diese Unternehmen in einer ähnlichen Lage wie die US-Automobilhersteller in den Jahren 2008 und 2009. Vor einigen Jahren gelang es GM, Ford und Chrysler dann jedoch, sich erfolgreich zu restrukturieren und damit eine Insolvenz zu vermeiden bzw. sich daraus zu befreien. In diesem Zusammenhang konnten diese Firmen Überschusskapazitäten abbauen, ihre Verschuldung reduzieren und ungünstige Tarifverträge neu aushandeln. Letztlich schrieben sie sogar wieder schwarze Zahlen, obwohl sie nun wesentlich weniger Fahrzeuge produzieren als noch vor der Krise. Diese Entwicklung steht allerdings in deutlichem Gegensatz zu den europäischen Automobilherstellern, die zwar mit denselben Problemen zu kämpfen, für diese bisher aber noch keine Lösungen gefunden haben. Gleichzeitig leiden die europäischen Unternehmen auch unter der nach wie vor mäßigen Binnennachfrage.


Auch über fünf Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise ist es den Firmenleitungen bisher nicht gelungen, die Größe ihrer Unternehmen an die neuen Bedingungen anzupassen. Die Gründe dafür sind der hohe politische Druck sowie die Maßgabe, möglichst keine Arbeitsplätze abzubauen. Ironischerweise hat also die Einmischung der Politik, die einen Wandel in Europa bisher verhindert hat, nun aber zur Folge, dass Peugeot durch den französischen Staat gestützt werden muss. Doch Entscheidungen dieser Art können nicht ewig hinausgezögert werden, denn auch unliebsame Entscheidungen müssen irgendwann zwangsläufig getroffen werden. Bis dahin werden allerdings weitere Verluste eingefahren und noch mehr Geld vernichtet werden. Deshalb werden sich Anleiheninvestoren letztlich lieber in US-Automobilkonzernen als in europäischen Autobauern engagieren.

Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.

Stefan Isaacs

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