Die sechs Gesichter von Kevin Bacon, fünf Wege, einen Kunden zu gewinnen: Der Konsolidierungstrend in der Kabelbranche

Ich war ganz schön stolz auf mich, seitdem ich es am letzten Samstag geschafft hatte, in meiner Wohnung endlich Sky TV, Breitband-Internet sowie einen Festnetzanschluss zu installieren. Bis ich heute früh mit unserem Analysten für die Branchen Telekommunikation und Medien über die jüngsten Aktivitäten in diesem Sektor gesprochen habe. Anschließend fühlte ich mich nämlich eher wie technologischer Neandertaler.

Werden diese drei Dienstleistungen im Paket angeboten, spricht man auch von einem „Dreifach-Angebot“. Wie ich aber festgestellt habe, ist das sowas von 2010. Heutzutage findet man immer mehr „Vierfach-Pakete“, bei denen die Verbraucher sowohl zu Hause als auch unterwegs Video on Demand, Breitband-Internet und Telefonie-Dienstleistungen aus einer Hand bekommen. Daheim werden diese Services über Ihren Kabelanschluss, Ihre Telefonleitung und/oder Ihre Satellitenschüssel bereitgestellt, während Sie unterwegs über ein mobiles Netzwerk auf diese Angebote zugreifen können. In Großbritannien liefert das Unternehmen Everything Everywhere (EE) ein sehr gutes Beispiel für dieses Geschäftsmodell, und zwar vor allem wegen seiner… sagen wir… interessanten Werbespots mit Kevin Bacon. Mit einer Kombination aus einer Mobilfunkverbindung und einem Festnetzanschluss können Kunden von EE entweder zu Hause oder aber unterwegs telefonieren, im Internet surfen und Videos abrufen. Dank der Fortschritte in der Mobilfunktechnologie (4G) kann ein Film mittlerweile genauso problemlos zu Ihnen nach Hause auf Ihr iPad übertragen werden, wie unterwegs auf Ihrem Weg zur Arbeit. Und in genau diese Richtung entwickelt sich diese Sparte in Großbritannien zurzeit. So geht man davon aus, dass Vodafone, 3 und O2 im Laufe dieses Jahres mit ähnlichen Angeboten an den Markt kommen werden, sobald sich diese Firmen bei den laufenden Auktionen die erforderlichen 4G-Lizenzen gesichert haben. In den USA sowie in Teilen Westeuropas ist man aber bereits soweit.

Das Produktversprechen, mit dem die Verbraucher von solchen „Vierfach-Paketen“ überzeugt werden sollen, ist ziemlich eindeutig: die ständige Verfügbarkeit einer schnellen Datenverbindung zur Nutzung unterschiedlicher Medien aus der Hand eines einzigen Serviceanbieters. Doch welche Vorteile haben solche Dienstleistungspakete im Gegenzug für die Telekommunikationsanbieter? Zunächst einmal hoffen die Firmen natürlich, damit den rückläufigen Einnahmentrends und Kundenzahlen zu begegnen, die sie in den letzten Jahren verzeichnet haben, in denen die Preise aufgrund eines schärferen Wettbewerbs sowie wegen strengerer aufsichtsrechtlicher Vorgaben ins Bodenlose gesunken sind. Darüber hinaus bieten solche „Vierfach-Angebote“ eine Möglichkeit, durch Entlastung der mobilen Datennetze Kosten zu sparen, indem über eine möglichst schnelle Festnetz-Infrastruktur des jeweiligen Anbieters (entweder mittels eines Home-WLAN-Netzwerks oder einer Glasfaserverbindung zu den externen Verbindungsknotenpunkten) verstärkt Daten übertragen werden.

Ganz grundsätzlich gibt es in jedem Land eine führende Telekommunikationsfirma, die sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzdienstleistungen anbietet (Großbritannien bildet dabei eine praktisch einzigartige Ausnahme, nachdem O2 aus dem Unternehmen BT ausgegliedert wurde). Gleichzeitig gibt es an jedem Markt aber auch eine ganze Reihe von reinen Mobilfunkbetreibern und Gesellschaften, die ausschließlich Festnetzverbindungen anbieten. Angesichts der ausgeprägten Stringenz auf Branchenebene scheint eine Konsolidierung deshalb unausweichlich.

Am letzten Mittwoch deuteten einige Presseberichte darauf hin, dass Vodafone die Übernahme von Kabelnetzbetreibern erwägt. Im Visier scheinen dabei momentan zwei Kandidaten zu stehen, nämlich die Firmen Kabel Deutschland und ONO (die in Deutschland bzw. in Spanien tätig sind). Aufgrund der Meldung, dass diese Unternehmen von einem Konzern mit einer wesentlich stärkeren Bilanz übernommen werden könnten, legten beide Anleihen zuletzt kräftig zu. Schließlich handelt es sich sowohl bei Kabel Deutschland als auch bei ONO um Firmen mit High Yield-Bonität, während Vodafone einen soliden Investmentstatus aufweist. Unserer Meinung nach würde Kabel Deutschland besser zu Vodafone passen. Auf jeden Fall ist Vodafone aber zweifellos daran interessiert, seine Festnetz-Kapazitäten in Europa auszuweiten. Bereits im letzten Jahr hatte das Unternehmen die britische Firma Cable & Wireless Worldwide übernommen. Deshalb könnte Vodafone zukünftig auch Interesse an alternativen Festnetzbetreibern wie Jazztel (Spanien), Versatel (Deutschland) und Fastweb (Italien) zeigen.

Ebenso hat der international agierende Kabelanbieter Liberty Global kürzlich ein Übernahmeangebot für den britischen Kabelnetzbetreiber Virgin Media abgegeben. Die Anleihen von Virgin gaben infolge dieser Meldung nach, weil das Bonitätsrating von LGI niedriger ist als das von Virgin. Außerdem plant LGI einen Ausbau der Geschäftstätigkeit von Virgin, um das Unternehmen so an seine anderen europäischen Kabel-Tochtergesellschaften (UnityMedia, UPC, Telenet) anzugleichen. Dank seiner enormen Präsenz im europäischen Kabelsektor kann LGI zwar schon jetzt „Dreifach-Services“ anbieten, doch neben den üblichen Skaleneffekten und steuerlichen Synergien bringt Virgin auch eine umfassende Erfahrung im Mobilfunkgeschäft sowie bei der Bereitstellung von Glasfaserverbindungen zu den Mobilfunknetzen anderer britischer Anbieter mit.

Doch was kann nach „Vierfach-Paketen“ überhaupt noch kommen? Intern bezeichnen wir die unserer Meinung nach nächste Stufe bereits als „Fünffach-Services“. Darunter verstehen wir Geschäftsmodelle, bei denen die „Vierfach-Pakete“ der Serviceanbieter durch die Eigentumsrechte an den über diese Netzwerke abgerufenen Inhalte ergänzt werden. Wie wichtig eine solche Kontrolle der Inhalte für einen Netzbetreiber ist, zeigte sich zuletzt bei größten US-Kabelnetzbetreiber Comcast und dessen 17 Mrd. US-Dollar schweren Kauf der 49-prozentigen Beteiligung an NBC Universal, die das Unternehmen bis dahin noch nicht besessen hatte. Falls Sie die Auffassung vertreten, dass es sich dabei um eine US-amerikanische Anomalie handelt, überlegen Sie einfach, was mit Sky passieren würde, wenn diese Firma ihre Exklusivrechte verlieren würdeund warum BT kürzlich mit dem Erweb von Premiership- und Rugby-Übertragungsrechten in diese Domäne von Sky vorgedrungen ist.

Doch was kommt danach? Vermutlich werden die Aufsichtsbehörden die Zerschlagung dieser vertikal integrierten Giganten fordern. Doch das ist eine ganz andere Geschichte… Aus der Sicht der Verbraucher werden die Konsolidierung sowie der Wettbewerb in dieser Branche unserer Meinung nach dazu führen, dass alle unsere Bedürfnisse im Hinblick auf Kommunikation, Unterhaltung und Information demnächst von nur noch einem einzigen Dienstleister befriedigt werden. Dadurch werden die Preise für diese Dienstleistungen, die man früher noch separat eingekauft hat und die nun in einem gebündelten Service-Paket angeboten werden, letztlich jedoch ansteigen. Aus der Perspektive der Anleiheninvestoren sprechen die jüngsten Aktivitäten für ein mittlerweile wieder höheres M&A-Risiko, was sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben kann – je nachdem, ob Sie in der übernehmenden Firma oder im Übernahmekandidaten investiert sind und ob Sie Anleihen des Unternehmens mit der höheren Bonität oder aber der Firma mit der schlechteren Bilanz halten. Ein weiterer Einflussfaktor sind natürlich auch die individuellen Absicherungskomponenten, die sich in den Anleihenvereinbarungsklauseln finden.

Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.

Matthew Russell

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