Panoramic: Kurswechsel bei den Notenbanken: Inflationsziele einhalten oder Inflation bewusst ansteigen lassen?

Angesichts des Erfolgs, mit dem die Notenbanken ihre Inflationsziele im letzten Jahrzehnt eingehalten haben, wird die jüngste Ausweitung ihrer Befugnisse von den Märkten weitgehend positiv aufgenommen. Gleiches gilt auch für die Ausdehnung des Aufgabenbereichs der Notenbanken, der mittlerweile auch die Förderung des Wirtschaftswachstums umfasst. Doch verlassen wir uns nicht vielleicht zu sehr auf die Fähigkeiten der Notenbanken? Zumal die staatlichen Haushaltsdefizite momentan neue Höchststände erreichen, gemessen an vorangegangen Friedenszeiten. Auch der Anreiz, bewusst eine höhere Inflation zu tolerieren, erscheint höher. Überschätzen wir deshalb nicht vielleicht die Verbindlichkeit der Notenbanken bei dem Versprechen, die Preisentwicklung unter Kontrolle zu halten?

Unserer Meinung nach besteht zurzeit durchaus das Risiko einer steigenden Inflation. Schließlich setzen die Notenbanken gerade die umfangreichsten konzertierten, globalen geldmarktpolitischen Ankurbelungsmaßnahmen der jüngeren Vergangenheit um. Dieses Sichtweise haben wir in unserer neuesten Ausgabe der „Panoramic“-Reihe ausführlich dargelegt. Wir halten die Ausweitung der Bilanzen der Notenbanken für ein Signal, dass sich der Aufgabenbereich dieser Institutionen still und leise verschoben hat, was wiederum bedeutende Auswirkungen auf die zukünftige Inflation haben könnte. Dieses Phänomen bezeichnen wir als „Kurswechsel bei den Notenbanken“.

Die Bank of England sowie die Europäische Zentralbank scheinen sich inzwischen nicht mehr hauptsächlich auf den Faktor Preisstabilität zu konzentrieren. Im Rahmen ihres neuen Mandats stützen sie auch die inländischen Bankensysteme, mildern die Auswirkungen staatlicher Sparmaßnahmen ab, fördern den Handel und schaffen die nötigen Voraussetzungen für ein Beschäftigungs- und Wirtschaftswachstum.

Da die volkswirtschaftliche Verantwortung der Notenbanken mittlerweile auch immer mehr Bereiche umfasst, die bisher eine staatliche Domäne waren, wirkt die Unabhängigkeit der Notenbanken zusehends anfälliger für entsprechende Zweifel aus. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass die politischen Entscheidungsträger die Geldmarktpolitik für ihre Zwecke instrumentalisieren – und zwar insbesondere dann, wenn sie mit einer Inflation ihre eigene Schuldenlast senken können. In diesem Fall würde der Inflationsdruck ansteigen, die Glaubwürdigkeit der Notenbanken würde beschädigt und ihre politischen Maßnahmen als ineffektiv hingestellt werden.

Unserer Meinung nach gibt es eine Vielzahl möglicher Gründe, weshalb die aktuelle Phase einer niedrigen Inflation demnächst zu Ende gehen könnte. So entwickeln die Notenbanken immer neue Strategien, um das Wachstum anzukurbeln. Sie scheinen dabei auch zusehends eine Inflation in Kauf zu nehmen, die über den Zielvorgaben liegt. Doch bewegen sie sich damit nicht auf eine schwerwiegende politische Fehlentscheidung zu, die ihre Glaubwürdigkeit als „Inflationshüter“ zerstören könnte? Und sollten wir über die Inflation selbst nicht noch einmal nachdenken?

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Ben Lord

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