Weltmeisterschaft der Devisenhandelsstrategien: Schwellenländer gegen Industriestaaten

Inzwischen sind es bis zum Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft keine zwei Monate mehr, und die Spannung innerhalb unseres Teams (in dem mit Australien, Brasilien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien und den USA acht der teilnehmenden Nationen vertreten sind) steigt allmählich. Deshalb war es unserer Meinung nach an der Zeit für einen Blogbeitrag zum Thema Weltmeisterschaft. Mit unserem Indikator für den Weltmeistertitel im Jahr 2010 hatten wir ja absolut daneben gelegen. Auf Basis der für 2010 erwarteten Wachstumsraten waren wir seinerzeit nämlich davon ausgegangen, dass Ghana gewinnen würde, während Spanien den letzten Platz belegen würde – und wir alle wissen ja, wie das Turnier dann aber letztlich ausgegangen ist. Zur Verteidigung des IWF muss man allerdings sagen, dass Ghana die Überraschungsmannschaft des Jahres 2010 war und lediglich aufgrund eines Handspiels von Luis Suarez nicht ins Halbfinale einzog.

Trotz des althergebrachten Ausspruchs „Lügen, verdammte Lügen und Statistiken“ vertraue ich aber auch weiterhin auf die Analyse von Daten sowie das Erstellen von Prognosen. War es denn Zufall, dass ausgerechnet jene Mannschaft, die wir bei unseren Einschätzungen nicht berücksichtigt hatten (Nordkorea), weil nicht genug Wirtschaftsdaten verfügbar waren, letztlich auch auf dem letzten Platz gelandet ist? Wäre Argentinien vielleicht sogar ins Viertelfinale eingezogen, wenn es seine Inflationsstatistik nicht geschönt hätte?

In der Vergangenheit ist die Fußball-Weltmeisterschaft neunmal von einem Schwellenland und zehnmal von einer Industrienation gewonnen worden. Wird in diesem Jahr wieder ein Schwellenland den Titel holen, so dass es einen Punktegleichstand gibt?

Nachfolgend möchten wir Ihnen zwei „weltmeisterliche“ Devisenhandelsstrategien vorstellen:

  1. Arbitrage-Strategie: Währungen mit uneingeschränkter Konvertierbarkeit bzw. minimalen Transaktionskosten bieten lediglich sehr begrenzte Arbitrage-Möglichkeiten. Im Gegensatz dazu weisen Währungen, die Einschränkungen im Hinblick auf die Kapitalströme oder aber steuerlichen oder aufsichtsrechtlichen Vorgaben unterliegen, oftmals Arbitrage-Chancen auf, die über die mit diesen Faktoren verbundenen Kosten hinausgehen. Bleiben wir beim Beispiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien: Für ausländische Besucher wurden die Ticket-Preise in US-Dollar, für einheimische Fußballfans in brasilianischen Real festgelegt. Die FIFA hat die Ticket-Preise im Mai 2013 auf Basis des damaligen USD/BRL-Wechselkurses von 2,00 veröffentlicht (ein Ticket der Kategorie 1 kostet 1.980 brasilianische Real bzw. 990 US-Dollar). Da sich die Ticket-Preise sowohl in US-Dollar als auch in brasilianischen Real gerechnet in der Zwischenzeit nicht verändert haben, der Real seitdem aber aufgewertet hat, sind die Tickets in brasilianischer Währung inzwischen aber 14 Prozent preiswerter geworden als in US-Dollar erworbene Tickets.
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  2.  Währungs-Carry Trades: Eine beliebte Strategie, die relativ einfach umsetzbar ist und sich außerdem als profitabel erwiesen hat1. Wir testen diese Strategie, indem wir eine Long-Position in einem Korb aus den Währungen der qualifizierten Schwellenländer (die aufgrund einer höheren Inflation, eines größeren wirtschaftlichen Risikos etc. üblicherweise auch höhere Renditen bieten) eingehen, die wir mit einem Korb aus den Währungen der qualifizierten Industrienationen (die in der Regel niedrigere Renditen abwerfen – ein Effekt, der durch die quantitative Lockerungspolitik noch verstärkt worden ist) finanzieren. Von den Staaten, die sich bereits für frühere Weltmeisterschaften qualifiziert hatten, wurden 18 von uns als Schwellenländer und 14 als Industriestaaten eingestuft. Betrachtet man aber die Währungen dieser Länder, so verschieben sich die Zahlen ein wenig. Denn einige Schwellenländer nutzen Industriestaaten-Währungen als gesetzliches Zahlungsmittel (so hat beispielsweise Ecuador den US-Dollar im Jahr 2000 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt), so dass diese Staaten dann auch als Industrienationen eingestuft werden sollten. Die Elfenbeinküste behalten wir allerdings weiterhin im Schwellenländer-Korb, weil der westafrikanische CFA-Franc (die offizielle Währung der westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion) zwar an die Euro-Tendenz gekoppelt ist, dies ist jedoch nicht gleichzusetzen mit dem Euro als gesetzliches Zahlungsmittel.

Wir haben die Ergebnisse unseres „Weltmeisterschafts“-Carry Trade anhand der letzten beiden Fußball-Weltmeisterschaften überprüft. Dabei haben wir Zeiträume vom 1. Januar (ein passendes Beginndatum, sobald die 32 qualifizierten Mannschaft erst einmal bekannt geworden waren) bis zum Auftakt des entsprechenden Turniers betrachtet.

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Im Jahr 2006 hat der Schwellenländer/Industriestaaten-Währungs-Carry Trade ein moderates Plus vorgelegt (+0,4 Prozent), während er 2010 zu den eindeutigen Gewinnern zählte (+2,4 Prozent)2 . Auf dem Spielfeld unterlagen die Schwellenländer den Industriestaaten allerdings in beiden Fällen (denn Italien bzw. Spanien holten jeweils Titel). Im Vorfeld der anstehenden Weltmeisterschaft deutet der Gesamtertrag dieses Carry Trade bisher darauf hin, dass die Schwellenländer das Nachsehen haben werden (-2,8 Prozent bis zum 11. April). Auf dieser Grundlage sage ich voraus, dass eine Mannschaft aus den Schwellenländern die Weltmeisterschaft in Brasilien gewinnen wird.

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1Eine empirische Betrachtung der Schwellenländer-Carry Trades finden Sie hier: https://www.nber.org/papers/w12916.
2Aus Gründen der Einfachheit haben wir Kauf-/-Verkaufs-Transaktionskosten bei diesen Berechnungen nicht berücksichtigt. Da die Währungen einiger kleinerer Schwellenländer weniger liquide und deshalb mit höheren Kosten (in diesem Fall für einen Kauf und einem entsprechenden Verkauf) verbunden sind, fallen die Ergebnisse deshalb leicht zugunsten einer Long-Position in Schwellenländerwährungen aus. Bei der Short-Position haben wir den Euro lediglich einmalig erworben, um einen „diversifizierten“ Korb von Industriestaaten-Währungen zu erhalten.

Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.

Claudia Calich

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